Vorurteile in Reden
Soll, kann und darf ich .... ?

  
Grundlegender Umgang

Vorurteile haben immer schon bestanden und werden uns wohl trotz Medienzeitalter und Internet erhalten bleiben.

Und - auch darüber sind sich theoretisch alle einig - wir sollten eher trachten, Vorurteile abzubauen und zu widerlegen und nicht zu deren Festigung beitragen.

Wenn es um die eigenen Vorurteile geht, ist leider der meist klare Blick der Theorie durch den Sand der Praxis ziemlich getrübt - aber das ist heute nicht das Thema.

Die Regel und die Ausnahme

Vorurteile in Gesprächen oder Reden oder Vorurteilen zu wiederholen, sollte also vermieden werden, um nicht zu deren Festigung beizutragen?
JA! Das ist eine gute Richtlinie.

Gibt es von diesem Postulat Ausnahmen?
JA, auch von dieser Regel gibt es eine Ausnahme.

Die Begründung

Die Ausnahme begründe ich folgendermaßen:
Sie müssen, um jemanden zu bewegen, zuerst einmal die Aufmerksamkeit für sich gewinnen.
Und Sie können sich der Aufmerksamkeit sehr vieler Zuhörer sicher sein, wenn Sie ein gängiges, weit verbreitetes Vorurteil ansprechen.

Ansprechen ja - unterstützen nein!

Ansprechen bedeutet aber keinesfalls, dass Sie dieses Vorurteil verteidigen oder unterstützen oder sich dahinter stellen sollen. Das wäre ein (ethisch) völlig falscher Weg.

Nur für mehr Aufmerksamkeit ein Vorurteil zu unterstützen, damit rückten Sie in die Nähe von Politikern und deren "Der-Zweck-heiligt-die-Mittel"-Moral. Und wer will heute noch freiwillig in deren Nähe gerückt werden?

Was Sie tun können ist, Vorurteile "neutral" anzusprechen. Und Sie können solch ein Vorurteil als Beispiel in Ihre Rede / Präsentation / Vortrag einfließen lassen. Wenn Sie das geschickt machen, tragen Sie damit sogar zur Hinterfragung und letztendlich zum Abbau eines Vorurteils bei.

Lernen von den Profis

Ich bin sicher, dass auch Sie solche Menschen kennen, die es perfekt verstehen, Vorurteile aufzugreifen und dabei niemals in den Verdacht geraten, diese Vorurteile selbst zu haben.

Es sind die bekanntesten Anwender von Kommunikation, die Vorurteile buchstäblich herbeizerren, um sie dann genüsslich zu zerreißen und in der Luft zerplatzen zu lassen. Sie bestreiten sogar ihren Lebensunterhalt von dieser Kunst - es sind die Kabarettisten!

Sie können deren Herangehen an gängige Klischees als ein perfektes Beispiel nehmen, wie Vorurteile durch bewusstes Ansprechen zerstört werden können, OHNE selbst Gefahr zu laufen, als Vertreter des Vorurteils zitiert zu werden.

Wenig Vorbereitung? - Vergessen Sie's!

Hören Sie das nächste Mal genau hin, wie diese Profis das machen.
Wenn Sie allerdings die Mühe der Vorbereitung scheuen, lassen Sie das Ansprechen von Vorurteilen in einer Rede oder einem Vortrag besser gänzlich beiseite. Vorurteile sind eine heikle Sache und wenn Ihnen das Ansprechen (ohne Unterstützung!) nicht perfekt gelingt, tragen Sie ungewollt zur weiteren Verbreitung bei.

Eines übersehen wir nämlich oft: dass sich gute Kabarettisten mitunter monatelang auf ein fünfminütiges Spiel mit Worten und Vorurteilen vorbereiten.


Dr. Peter Troy
Literatur gegen
gängige Vorurteile





Brain-Gym




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