Spontanrede trotz Manuskript
4 Merkmale zum Erfolg
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Denken und Reden sind dasselbe.
Nur dass das innere Gespräch der Seele mit sich selbst, was ohne Stimme vor sich geht, Denken genannt wird.
Platon (427-347)




Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!

Wer bei Topos Organisationsentwicklung bereits ein Seminar besucht hat oder auch, wer seit einiger Zeit als Mitglied in der Community die Fachbeiträge mitverfolgt weiß, dass ich bei "freier" Rede meine, dass wirklich frei und ohne Manuskript geredet wird.

Trotzdem gebe ich Ihnen wann immer möglich auch Hinweise, wie eine schriftlich vorbereitete Rede lebendig und auch tatsächlich als Rede empfunden wird - und nicht als Lesung.


Als kritisch empfundene Anlässe

Es gibt Umstände, die es aller Erfahrung nach für eine(n) RednerIn besonders schwierig erscheinen lassen, ohne Manuskript zu sprechen. Davon sind hier drei der häufigsten Konstellationen aufgezählt.
  • Bei offiziellen Anlässen von besonderer Wichtigkeit (Beispiel: Festreden, Hauptversammlung, ...) kommt es meist auf jede Nuance im Ausdruck an. Deshalb werden diese Reden in der Regel schriftlich vorformuliert und auch vom Blatt weg vorgetragen.

  • Bei anderen Reden mit hoher Informationsdichte oder brisantem Inhalt dient es Ihrer Sicherheit, auf ein Manuskript zurückgreifen zu können. (Bei Meinungsreden wird ein Manuskript weniger oft als nötig empfunden).

  • Bei wichtigen (freien) Reden kann zur eigenen Sicherheit zunächst wörtlich eine Manuskriptrede vorbereitet werden. Mit zunehmender Redepraxis können Sie sich dann vom Blatt lösen.


Vom Manuskript reden bedeutet nicht "vorlesen"

Wenn Sie sich also aus gutem Grund entscheiden, Ihre Rede vom Blatt vorzutragen, sollte sie sich dennoch wie ein freier Vortrag anhören.


Frage: Aber kann ich denn lesend vortragen, ohne dass mein Publikum hört, dass ich lese?
Antwort:Ja, das ist möglich. Und zwar nach den Regeln des sogenannten spontanen Sprechens.
Frage: Kann ein Mensch denn gewollt spontan sprechen? Ist das kein Widerspruch in sich?
Antwort: Nein, das ist kein Widerspruch und es ist möglich. Auch Sie können das spontane Sprechen lernen und Sie sollten es lernen, wenn Sie Ihre Zuhörer wirklich bewegen und mitreißen wollen.




Die vier Merkmale

Und hier sind die vier wichtigsten Merkmale spontaner bzw. spontan wirkender Rede:


1. Ganzheitlichkeit

Was hier gesagt wird, gilt schon für die (laute!) Vorbereitung und die "Trockenübung": lesen und leben Sie sich innerlich so sehr in Ihren Redetext ein, dass Sie ihn mit Ihrer ganzen Person vortragen können. Das bedeutet, Sie sprechen mit dem ganzen Körper - nicht nur mit dem Mund.


2. Klarheit des Ausdrucks

Es gibt drei Dimensionen der Kommunikation: Sprache, Mimik und Gestik
Senden Sie mit allen drei Dimensionen klare Botschaften. Ihre Zuhörer hören, sehen und spüren dann zweifelsfrei, was Sie wollen.


3. Verständlichkeit

Ihre Rede wird nicht dadurch "eingängig" und verständlich, dass sie als grammatische Abfolge von Sätzen vorgetragen wird. Das ist zwar auch notwenig, aber keinesfalls hinreichend. Verständlichkeit entsteht erst dadurch, dass Ihre Rede Handlungseinheiten enthält. Handlungseinheiten sind klar abgegrenzt und Sie können solche Handlungseinheiten in Ihrer schriftlichen Vorbreitung klar abgrenzen.

Fragen Sie sich bei der Vorbereitung Ihres Vortrags einfach bei jeder Passage: Was will ich mit dieser Passage beim Zuhörer bewirken? Wollen Sie
  • informieren (dem Zuhörer Fakten vermitteln),
  • emotional berühren (Gefühle erzeugen),
  • argumentieren (überzeugen) oder
  • motivieren (zum Handeln auffordern)?



Für jedes unterschiedliche Wirkziel gibt es auch unterschiedliche Sprechmuster. Wenn Sie nur informieren wollen, sprechen Sie (im Idealfall) anders, als wenn Sie überzeugen oder zu einer Handlung bewegen wollen.

Damit das Publikum Sie sofort versteht und Ihnen mühelos folgen kann, signalisieren Sie stets deutlich Ihr Wirkziel durch die Art des Sprechens: durch Pausen und Betonungen, durch Tempo und Sprechmelodie.
>>> Die wichtigsten Techniken dazu finden Sie hier: 13 wirkungsvolle Gesprächstechniken


4. Unmittelbarkeit der Emotion

Sie haben bestimmt schon Vorträge gehört, bei denen Sie sich zu Tode gelangweilt haben, und solche, bei denen Sie förmlich mitgerissen wurden. Was war - gleiche Inhalte und gleiche Formulierungskunst vorausgesetzt - bei dem einen anders als bei dem anderen? Die Sprechweise!

Während ein Redner lahm, leiernd, nuschelig und hastig sprach war der andere Redner präsent und begeistert bei der Sache - mit Gefühl für die Situation und Gespür für sein Publikum.

Ein Beobachter hätte geradezu hören können, wie das Publikum mitging, wie die Menschen an packenden Stellen den Atem anhielten, bei humorvollen Passagen befreit wieder aufatmeten. Deshalb sollten Sie so atmen, dass Ihre Zuhörer, wenn sie "mitatmen" - und das tun sie unwillkürlich -, dasselbe Gefühl erleben wie Sie. Seminaren zur Sprechtechnik und Stimmtraining räumen daher der Atemtechnik stets bedeutenden Raum ein.
>>> Siehe auch die Hinweise beim Stimmtraining hier: Stimmtraining



Sobald Sie also Ihren Manuskriptentwurf fertiggestellt haben, gilt es zwei Dinge zu tun:
  1. Überarbeiten Sie den Inhalt und die Formulierungen streng und gnadenlos nach unserer "4-Schritt-Methode" aus unserem Fachartikel der Manuskriptrede

  2. Sie sollten ihn erst einmal laut lesen - und dabei auf Ihren Atem achten. Probieren Sie aus, wie Sie sich die Luft einteilen können. Legen Sie fest, an welcher Stelle Sie atmen wollen. Tun Sie das jetzt, denn während des Vortrags sollten Sie besser nicht auf Ihren Atem achten, sondern ganz beim Thema und Ihrem Publikum sein.

Mit diesen Hinweisen wird Ihnen bestimmt ein lebendiger Vortrag und eine fesselnde Rede gelingen.

Ich wünsche Ihrem Publikum beim Zuhören und vor allem auch Ihnen als RednerIn viel Vergnügen!

Dr. Peter Troy





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