Optimale (Selbst-)Präsentation bei unfairen Angriffen
Birgit Lutzer
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Nicht immer geht es im Berufsleben friedlich, freundlich und fair zu. Auch wenn ein fundiertes Fachwissen unumgänglich ist, um andere von sich und seinen Leistungen zu überzeugen, sind weitere Fähigkeiten für eine optimale Selbst- bzw. Unternehmenspräsentation erforderlich, wie das Beispiel von Sabine K. zeigt:

Sie ist vor zwei Monaten als Marketingleiterin bei einem IT-Unternehmen eingestellt worden. Erste Aufgabe: Sie soll eine Marketingstrategie für ein SAP-Spezialmodul entwickeln und ihre Ideen der Geschäftsleitung, dem Produktionschef und dem Vertriebsleiter präsentieren. Als sie beim Präsentationstermin die erste Power-Point-Folie öffnet, gähnt der Vertriebsleiter herzhaft und blickt demonstrativ auf seine Uhr. Sabine K. schluckt und beginnt mit gequetschter Stimme ihre Ausführungen: "Zielgruppe für unsere Marketingaktivitäten ist der Mittelstand. Die für uns relevanten Entscheidungsträger haben häufig eine konservative Grundeinstellung und …"
"Das wissen wir schon alles. Kommen Sie doch bitte zur Sache!" unterbricht der Vertriebsleiter.



Angst vorm nächsten Termin
Von nun an läuft alles schief. Die neue Marketingleiterin schafft es durch ihre Unsicherheit nicht, sich selbst und ihre Ideen überzeugend zu darzustellen und ihre Vorgesetzten und Kollegen dafür zu gewinnen. Die Sitzung wird abgebrochen und auf einen späteren Termin verschoben, dem Sabine K. schon jetzt mit Angst entgegen sieht. Was ist schief gelaufen?


Zwischenmenschliche Kommunikation: Sachebene und Beziehungsebene

Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation unterscheiden Fachleute die Sachebene (Informationsgehalt) und die Beziehungsebene (das Verhältnis der Beteiligten zueinander). Viele Konflikte resultieren aus Störungen auf der Beziehungsebene: Der Vertriebsleiter ist seiner neuen Kollegin nicht gerade in Sympathie zugetan. Er torpediert ihren Vortrag und sorgt dafür, dass sie ihre guten Ideen nicht verkaufen kann. Hätten die beiden eine positive Beziehung zueinander, die von Sympathie und gegenseitigem Respekt geprägt ist, wäre die Präsentation von Sabine K. anders verlaufen.

Um einen solchen Konflikt zu lösen, muss das Problem an seiner Wurzel behandelt werden: die Beziehung der beiden zueinander. Sabine K. hätte den Vertriebsleiter z. B. fragen können: "Ich verstehe Ihr Verhalten nicht ganz. Gibt es etwas, das wir klären sollten, bevor ich bei meiner Präsentation ins Detail gehe?" Damit würde sie ihrem Kollegen signalisieren, dass sie den unterschwelligen Konflikt wahrgenommen hat und ihm die Möglichkeit geben, einzulenken. Häufig besteht jedoch beim Angreifer kein Interesse an offener Kommunikation und "Beziehungsklärungen". Deshalb kann es manchmal besser sein, zunächst mit einem angemessenen rhetorischen Konter zu reagieren und die Aussprache auf später unter vier Augen zu verschieben

Um sich vor Verletzungen zu schützen und sich keine Blöße durch eine emotionale Reaktion (die der Angreifer meist provozieren möchte) zu geben, kann ein kurzer analytischer Blick hilfreich sein: Fragen Sie sich, was der andere mit seinem Affront erreichen möchte. Will er/sie ...
  • Sie als inkompetent vor den anderen darstellen?
  • Sie "klein" halten, da er/sie sich durch Sie in seiner Macht oder Kompetenz bedroht fühlt?
  • Sie verunsichern und zeigen, dass er der Platzhirsch ist?
  • Sie für etwas bestrafen, das dem Angriff vorangegangen ist?
  • sich für einen "Korb" auf der Mann-Frau-Ebene rächen?


Wenn Sie die hinter dem Manöver stehenden Motive des anderen durchschauen, kann er sie nicht mehr so stark treffen, als wenn Sie vollkommen überrascht sind (und womöglich Selbstzweifel bekommen).



Was tun bei "Zickenalarm"?
Der selbstsichere Umgang mit aggressiven Gesprächspartnern ist zudem leichter, wenn wir uns in einer guten körperlichen Verfassung befinden. Eine gebeugte Körperhaltung und nach vorn zusammengezogene Schultern signalisieren nicht nur Unsicherheit, sondern beeinträchtigen die Atmung und das allgemeine Wohlbefinden. Sie können sich eine sichere Basis verschaffen, indem sie bewusst Ihren Körper in eine aufrechte Position bringen.

Zeigen Sie mit Ihrer Körperhaltung, dass Sie die Herausforderung bewältigen können. Durch eine Veränderung unserer Physiologie in der oben beschriebenen Weise beeinflussen wir auch die biochemischen Prozesse in unserem Körper auf positive Weise, so dass der körperlichen Bereitschaft unmittelbar die psychische und mentale Aktivierung folgt.


Wichtig: Die richtige Atmung

Grundlage einer guten körperlichen Verfassung ist neben der aufrechten Körperhaltung ein gesunder Blutkreislauf, der Sauerstoff und Nährstoffe in jede Körperzelle transportiert. Die wesentliche Einflussquelle in diesem System ist die Atmung. Mit einem einfachen Experiment können Sie die Effektivität Ihrer Atmung überprüfen.

Setzen Sie sich entspannt auf einen Stuhl und legen Sie eine Hand auf den Unterbauch, die andere auf die Brust. Schließen Sie Ihre Augen und konzentrieren Sie sich einige Augenblicke nur auf Ihren Atem. Atmen Sie durch die Nase ein und aus. Beobachten Sie nun Ihre Hände. Welche Ihrer Hände bewegt sich mehr? Bewegt sich Ihre obere Hand mehr als die untere? Dann atmen Sie sehr flach und oberflächlich. Atmen Sie besser so, dass sich die untere Hand bewegt (Bauch- bzw. Zwerchfellatmung).

Das Zwerchfell ist der Hauptatemmuskel. Senkt es sich beim Einatmen in die Bauchhöhle, kann unsere Lunge maximalen Sauerstoff aufnehmen und diesen zu allen Zellen des Körpers transportieren. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell und hebt sich wieder in die Brusthöhle. Die verbrauchte Luft, das Kohlendioxid kann wieder ausströmen. Je tiefer und intensiver die Atmung, desto besser versorgen Sie Ihren Körper mit Energie.


Lesen Sie HIER weiter: die sanften und die harten Abwehrmöglichkeiten



Autorin: Birgit Lutzer mit Unterstützung von Jörg Gantert


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