Richtiges Zitieren
Was es zu beachten gilt
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  "Wenn der Geist des Menschen durch eine neue Idee erweitert wurde,
schrumpft er nie wieder auf seine ursprünglichen Dimensionen zurück."

  Oliver Wendell Holmes



Liebe Leserinnen und Leser!

Zitate bereichern.
Sie verstärken, erläutern, fassen zusammen, widerlegen oder belegen.
Und gute Zitate beflügeln den Geist.

Richtig eingesetzt sind Zitate eine überaus wirksame und vielseitige Möglichkeit, eine schriftliche Arbeit oder eine (mündliche) Rede lebendig zu gestalten.

Das Zitieren unterliegt aber - auch im Internet - noch immer strengen Regeln, die man
  • kennen sollte und jedenfalls
  • beachten muss
Die Missachtung der Grundregeln kann weitreichende Konsequenzen haben.
Und damit meine ich nicht primär die vielerorts publizierten Urheberschaftsstreitereien, sondern das häufiger vorkommende, persönliche Einstehenmüssen für die Fehler beim Zitieren. Es muss ja nicht immer gleich der deutsche Bundestagspräsident wegen falsch verstandener Zitate seinen Rücktritt einreichen 1, es genügt schon eine misslungene Präsentation oder eine unverständliche Rede, um persönlich Schaden zu nehmen.

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein nicht kenntlich gemachtes Zitat eine Form des Plagiats darstellt und es sich damit rechtlich gesehen um Diebstahl geistigen Eigentums handelt, da fremde Ideen unter der Behauptung der eigenen Urheberschaft verbreitet werden.


Spielregeln für einen korrekten Umgang mit Zitaten

Kleinzitat

Ein sogenanntes Kleinzitat liegt dann vor, wenn lediglich Stellen eines Werkes, also ein bis zwei Sätze wiedergegeben werden. Zitate dieser Form dürfen - unter Angabe der Quelle - benutzt werden. Beispiel dafür sind etwa: das Motto, das man seinem Artikel/Buch voranstellt, der Sinnspruch zum Beginn oder am Ende einer Rede.

Diese Form des Zitats wird durch eine deutliche Nennung des Urhebers kenntlich gemacht.

Großzitat

Ein sogenanntes "Großzitat" wird dann angenommen, wenn ein ganzes Werk übernommen oder zumindest ein nicht unerheblicher Teil übernommen wird. Ein Beispiel wäre etwa ein ganzes, abgeschlossenes Gedicht. Da hier die Gefahr einer unzulässigen Benutzung besteht, sollten solche Großzitate nur innerhalb wissenschaftlicher Werke benutzt werden.

Meines Erachtens steht es Ihnen in der Praxis dennoch frei, in Ihrer Rede eine ganz Strophe aus dem Erlkönig von Goethe zu zitieren, da die Urheberschaft beim Publikum ja als bekannt vorausgesetzt werden darf.


Richtlinien für den Einsatz von Zitaten

  • Erkennbarkeit
    Der Leser oder Hörer muss unmittelbar und mit absoluter Sicherheit erkennen können, welche Passagen ein Zitat darstellen.

    Schriftlich geht das relativ einfach, indem Sie beispielsweise im Text und mit Anführungsstrichen auf das Zitat hinweisen.

    (Beispiel) Auch heute noch zu denken gibt diese Weisheit von Lucius Annaeus Seneca: "Alles ist fremdes Gut, nur die Zeit ist unser Eigen."
    Das Zitat könnte zur weiteren Verdeutlichung auch noch kursiv geschrieben werden.

    Mündlich hat sich es sich bewährt, den kurzen Vermerk "ich zitiere" vor das eigentliche Zitat zu stellen.
    (Beispiel gesprochen) Phantasie ist eine wunderbare Sache. Und niemand vermag es schöner auszudrücken als Carl Spitteler, der sagte - ich zitiere: "Phantasie ist die schönste Tochter der Wahrheit, aber etwas lebhafter als die Mama." Zitat Ende

    Durch eine lange Pause kann das Ende eines Zitats ebenfalls angedeutet werden. Dies ist recht gewagt, wenn es sich um ein eher unbekanntes Zitat handelt. Die sichere Form ist zweifellos zu sagen: "Zitat Ende".

  • Genauigkeit
    In einem direkten Zitat sind Worte, Wortstellung, Orthographie und Interpunktion - also auch eventuelle Fehler - vom Original zu übernehmen. Mit dem Hinweis [sic!] nach dem entsprechenden Wort macht man gewöhnlich auf den Fehler im Original aufmerksam.

    Angenommen, irgendwo auf den Webseiten von Topos OnLine würde sich dieser Satz finden. "Wir machen keine Schreibselfehler mehr".
    Sie würden uns dann richtig zitieren, wenn Sie sagen oder schreiben:

    "Topos OnLine behauptet auf der Webseite abcd.htm von sich:
    'Wir machen keine Schreibselfehler [sic!] mehr' "

    Ein weiteres bekanntes Beispiel kommt vom Fußballprofi Bruno Labbadia:
    "Das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert [sic!] !"

  • Unmittelbarkeit
    Nach Möglichkeit sollten Originaltexte für Zitate herangezogen werden. Bei fremdsprachigen Texten sollte demnach in der Originalsprache zitiert werden.

    Diese Forderung setzt zweierlei voraus: Sie müssten
    • die einwandfreie Quelle kennen (also die sogenannte "Primärliteratur") und
    • Sie müssten die jeweilige Sprache auch beherrschen

    Ohne hier wissenschaftlich genau zu sein, würde ich meinen, bereits eingeführte "Übersetzungen" sind gleichrangig erlaubt. Dazu zählt beispielweise William Shakespeare mit seinem Hamlet, wo sowohl die Original-Stelle zitierfähig ist:

    "To be or not to be, that is the question: [...]"

    Aber die hinreichend belegte deutsche Version kann meines Erachtens wohl ebensogut (ohne das Original zu bemühen) verwendet werden:

    "Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage: [...]"


  • Zweckmäßigkeit
    Dieser Hinweis klingt beinahe banal, die Praxis zeigt aber doch die hohe Bedeutung: Zitate sollen nur dann eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich einen Bezug zum Thema haben. Es muss für LeserInnen und HörerInnen nachvollziehbar sein, warum gerade an dieser Stelle ein Zitat kommt.

    Allzuoft "hängen" Zitate buchstäblich in der Luft. Sie sind an sich schön und geistreich, vermitteln aber keinen erkennbaren Anknüpfungspunkt zum Inhalt. Merke: Gestriges Lesen eines guten Zitats ist heute kein zwingernder Grund, es gleich zu verwenden!


TIPPS

Zum Abschluss noch ein paar Hinweise, wie Sie Ihren Zitatenschatz systematisch erweitern können. Und alle gute Rednerinnen oder Redner haben einen umfangreichen Fundus an Sprüchen, Zitaten und Metaphern!
  • Es gibt Lexika und reichlich Literatur, seien diese nun sprachlich sortiert (z.B. "Zitate in Latein") oder themenmäßig (z.B. "Zitate für Manager"). Besonders bequem für die Suche sind CDs und Software-Ausgaben (siehe rechte Spalte).

  • Es gibt im Internet viele Quellen, die Sie auf Wunsch über jede Suchmaschinen finden werden.

  • Ich selbst gebe seit vielen Jahren "Das tägliche Zitat" heraus, einen Mailservice der täglich an mehrere hundert EmpfängerInnen geht und bereits tausende von Zitaten ausgeliefert hat. Die kostenfreie Teilnahme ist jederzeit hier möglich.

  • Das kleine eBook "Latein für den Alltag" ist ebenfalls eine Quelle der Inspiration.

    Nicht nur wegen der zahlreichen Zitate auf Lateinisch, sondern auch zum Schwelgen in den Weisheiten der Schöpfer.
    Und das ist es ja letztendlich, was Zitate so wertvoll macht: wir dürfen die Gedanken anderer, großer Menschen selbst nochmals in Ruhe nach-denken!


Viel Erfolg beim Zitieren und wünscht Ihnen

Dr. Peter Troy

http://www.topos-online.at

 



1) Philipp Jenninger, Bundestagspräsident 1984-1988, musste nach einer umstrittenen Gedenkrede zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht unter dem massiven Druck der Parteien und der Öffentlichkeit zurücktreten.

Holger Siever, Autor des Buches "Kommunikation und Verstehen - Der Fall Jenninger als Beispiel einer semiotischen Kommunikationsanalyse", sagt über die Gründe unter anderem folgendes:

"Der Zweck der Zitate wurde von Jenninger nicht genau umrissen. Mit Zitaten kann man Ausführungen exemplifizieren, beweisen, begründen, rechtfertigen, widerlegen, bewerten usw. Ob Jenninger mit den Zitaten die geschilderten Ereignisse exemplifizieren oder rechtfertigen wollte, blieb für seine Zuhörer wegen mangelnder sprachlicher Markierung im unklaren. [...] Die Zitate wurden von Jenninger nur ungenügend mit entsprechenden Markierungen versehen. Dies ist zurecht kritisiert worden."

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