Menschliche Berater
Der Briefwechsel mit Frau Olga

  
Auch Berater und Beraterinnen sind Menschen.
Das macht sie sympathisch, natürlich und ist an sich weder weltbewegend noch erwähnenswert.

Wo die Sache trotzdem spannend wird ist: wenn es genau in jenen Bereichen allzu "menschlich" wird, wo jemand berufsmäßig anderen helfen will, lehrt, publiziert und die eigenen Produkte anpreist und verkauft.

Ein besonders eindrückliches Beispiel habe ich kürzlich erlebt.

Und das kam so.

Unter den vielen Kooperationen und Partnern ist seit einigen Jahren ein Newsletter dabei, den ich seit dessen Start im Jahre 2000 interessiert mitverfolge.

Mittlerweile hat dieser Newsletter rund 20.000 Bezieher und arbeitet seriös. Höchste Zeit für Topos also, sich nach einer möglichen Zusammenarbeit zu erkundigen. Die verantwortliche Dame nennen wir einfach Frau Olga, obwohl sie mit richtigem Namen ... aber eigentlich tut das nichts zur Sache.

Der (schriftliche) Dialog zwischen Topos und Frau Olga ist dann so abgelaufen, wie sie es hier lesen; Frau Olga's spannende Punkte sind wörtlich zitiert.


1. email von Topos
Topos macht eine kurze Vorstellung, gibt Inhalt, Erscheinungsweise, Technik und Umfang des Newsletters bekannt und fragt höflich nach der Möglichkeit einer Kooperation.

1. email - Frau Olga auszugsweise:
>> 80.000 Abonnenten - das ist ja enorm!
>>
>> An welche Art von Kooperation dachten Sie den?
(das zweite "n" fehlte wirklich...)

2. email von Topos
Topos macht daraufhin drei konkrete Vorschläge, wie sie sich auch mit anderen Partnern bewährt haben und in der Szene als etabliert gelten. Unter diesen Vorschlägen ist auch ein Anzeigentausch.

2. email - Frau Olga meint:
>> Ein Anzeigentausch wäre gut möglich -
>> allerdings liegen unsere Abonnentenzahlen
>> ja doch sehr weit auseinander.


3. email - Topos
Topos wusste das mit den Abo-Zahlen ja schon, macht aber trotzdem einen konkreten Vorschlag und erklärt (un-)geduldig, dass man das üblicherweise so löst, indem man dann im Verhältnis 20.000 : 80.000, also in einem Verhältnis 1:4 kooperieren könnte.

3. email - Frau Olga:
>> Ich habe es mit meinem Mann besprochen.
>> Wir sind seit dem Jahr 2000 am Markt, gut
>> etabliert und haben mit 20.000 Lesern auch
>> ein gutes Standing. Wir wissen nicht, wie Sie
>> zu diesen hohen Adresszahlen gekommen sind.
>> Wir möchten nun doch lieber nicht zusammen-
>> arbeiten, das ist jetzt mehr so eine
>> Gefühlssache. Bitte nicht böse sein.

Wie ein kleines Kind: trotz gegenteiliger Bitte und genau jetzt wurde Topos ziemlich böse!

Warum?
Nicht wegen der vergebenen Zeit oder gar wegen der Entscheidung als solches, das ist beides leicht verschmerzbar. Topos wurde deshalb böse, weil teils unterschwellig, teils aber explizit Punkte angesprochen wurden, die in keinem Dialog als fair gelten.

Frau Olga's "Wir wissen nicht, wie ..." ist eine herrlich versteckte, aber leicht durchschaubare Form des Zweifels an der Korrektheit des Zustandekommens oder an der Abo-Zahl an sich.

Erkennen Sie das berühmte:

Es kann nicht sein,
was nicht sein darf!

abgewandelt:

"Was ich mir nicht vorstellen mag,
das darf auch nicht sein!" ?


Es mag jedes Wort des Dialogs viele Gründe haben. Es gibt immer viele Möglichkeiten der Interpretation. Es mag vielleicht Neid dabei sein, vielleicht falsche Selbstein- oder einfache Überschätzung dazukommen. Aber wie aus den vielen offenen Fragen zu Beginn durch konkrete Antworten am Ende nur noch "mein Mann" und die "Gefühlssache" als Argumente übrigbleiben, das ist schon allzu menschlich.
 



Die Kunst, Recht zu behalten

Über die unfaire Dialektik


Das+
Mir hatte der Dialog Freude gemacht und wieder einmal gezeigt, dass selbst innerhalb der Branche der Berater oftmals auf dieselbe Art kommuniziert wird, wie an jedem Stammtisch auch. Diese Tatsache wurde mir neuerlich bewusst und schon deswegen war es den Dialog wert.

Das -
Unerfreulich dabei war nur, dass ich nach der letzten eMail in einer unhöflichen Deutlichkeit klarstellen musste, dass ich bei der korrekten Leserzahl und dem ehrlichen Zustandekommen einer Abo-Zahl darauf pfeife, ob sich Frau Olga und ihr Mann das vorstellen können.

Bei solchen Unterstellungen endet für mich, insbesondere aber bei einschlägig gebildeten Kollegen, Beratern und Autoren eine sonst menschlich gebotene Nachsicht - so auch gegenüber Frau Olga!

Dr. Peter Troy


:: Link-Tipp ::





Es folgen noch weitere Erläuterungen zum obigen Dialog, die aber einen erheblich anderen Sinnzusammenhang (etwa "Schauspielern", "Logik",..) haben.

A. Jemand mag am Markt "ein gutes Standing" haben, deswegen muss er für mich nicht alles und jeden kennen. Aber nachdem Frau Olga einige Zeit auch mit mehreren langjährigen KollegenInnen von Topos zusammenarbeitet, hätte sie im Laufe der Zeit zwangsläufig auch einmal auf Topos stoßen müssen. Denn:
    a) immerhin ist Frau Olga's kleiner Letter bei Topos auch aufgefallen
    b) Olga und Topos waren in denselben Newslettern teils zeitgleich erwähnt
    c) Olga und Topos wurden mit namentlicher Erwähnung (!) per eMail von Dritt-Partnern angeschrieben

Wie war das also mit am Markt gut etabliert - was ist da der Wert eines "guten Standings"?
War es also tatsächliche Unwissenheit oder nur gespielt?
Liest Olga nicht einmal das, was ihre Partner in deren Newsletter schreiben?
Aber stellen wir die Antworten noch kurz beiseite.

B. Wenn jemand seit 4 Jahren tief in Kooperationen steckt und wenn jemand zudem in den 4 Jahren seit 2000 dreimal soviele Newsletter versendet wie Topos in 8 Jahren (!), dann ist ein "allerdings liegen unsere Abonnentenzahlen ja doch sehr weit auseinander" ein Signal, dass sich
  • jemand "nicht wirklich" am Markt auskennt
  • die Feststellung ein Proforma-Fang-Statement um zu sehen, ob Topos sich denn damit auskennt
Beides sind zwar menschlich nachvollziehbare Dinge, aber den Umgang unter Kollegen/Innen zeichnen sie nicht sonderlich aus.






 
 
   


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