"Kurz und einfach" ist besser
Über die Schönheit des Einfachen - und die Vorteile in Reden
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Nichts ist schwerer, als bedeutende
Gedanken so auszudrücken,
dass jeder sie verstehen muss.

Arthur Schopenhauer


Liebe Leserinnen und Leser,

wie oft haben Sie schon gehört oder gelesen, dass Sie Ihre Rede mit kurzen, einfachen Sätzen halten sollen?

Wie oft sind Ihnen Hinweise untergekommen, dass das menschliche Gehirn keine negativen Formulierungen speichern kann? ("Denken Sie nicht an einen rosaroten Elefanten")

  Einfache Sätze, einfache Aussagen und im Zweifelsfall positiv formulierte Sätze sind also beileibe keine neuen Hinweise für RednerInnen.

In mehreren Beiträgen habe auch ich schon auf diese Notwendigkeit hingewiesen, am eindrücklichsten wohl - und mit genauen Anweisungen - in meinem Beitrag "Vom Manuskript zur Rede".

Aufmerksame LeserInnen haben Hinweise in diese Richtung aber auch beim Erfahrungsbericht mit Voice Pro 11, dem damit zusammenhängenden Artikel Akustische Redevorbereitung, bei der Spontanrede oder auch bei Punkt 4 in Authentizität entdecken können.



Ein "Nein" im Satz verwirrt unser Gehirn

Psychologen der Tufts University haben durch Gehirnstrommessungen untersucht, wie verneinte Aussagen verarbeitet werden.

Sie setzten ihren Testpersonen Elektroden auf die Kopfhaut und ließen sie verschiedene verneinte Sätze lesen. Darunter waren teilweise Aussagen, denen die Leser zustimmen konnten, wie etwa:

"Rotwein in Maßen ist nicht ungesund."
 



Anderen Sätzen wie

"Vitamine sind nicht sehr schlecht für die Gesundheit"

verlieh das fehlerhafte Wörtchen "nicht" einen Sinn, der der Auffassung der Leser widersprach. Das Gehirn arbeitet bei falschen Verneinungen viel länger, so die Forscher in der Fachzeitschrift Psychological Science.

Wer ehrlich zu sich selbst ist, kann diese Ergebnisse auch aus eigener Beobachtung nachvollziehen.
 



Kleine Wörter, die einen Satz ungültig machen, bringen unser Gehirn ins Schwitzen.

"Falsche Sätze werden bis zu 400 Millisekunden später verarbeitet", erklärt Gert Rickeit, Psycholinguist an der Universität Bielefeld

Wobei wir versucht sind, die gemessene Verzögerung als kleine oder unbedeutende Zeitspanne abzutun. Fakt ist: Der Zuhörer empfindet es als anstrengend und er gerät beim Zuhören in Rückstand - das könnten Sie selbst von unbekannten Vokabeln in einer Fremdsprache her kennen - unweigerlich bleibt man beim unbekannten Wort hängen und versäumt dann prompt den Anschluss an den Rest der Ausführungen .....

Das Gehirn versucht nämlich in dieser Zeit, der Aussage einen Sinn zu verleihen. Dabei ruft es sein gesamtes bisheriges Wissen ab.

Es wird zuerst immer mühsam im Speicher gesucht, ob ein Begriff selbst oder ein ähnlich klingendes Wort vorhanden ist. Wenn diese Suche erfolglos bleibt und die neue Information nicht eingeordnet werden kann, braucht das Gehirn länger, bis der Satz als unsinnig kategorisiert wird.

"Aus diesem Grund sind doppelte Verneinungen wie auch Schachtelsätze schwer zu verstehen", so Rickeit.
Ordnung im Satz und Kürze sparen hingegen Verarbeitungszeit.


  Für den Alltagsgebrauch empfiehlt Rickeit, Aussagen positiv zu formulieren. "Eine Verneinung macht den Satz komplizierter. Wenn man etwa sagt, dass etwas 'nicht schadet', so trägt das eher zur Verwirrung des Zuhörers bei." Warum nicht statt dessen sagen: "Es nützt."?

Speziell Kinder, Menschen mit anderer Muttersprache oder mit eingeschränkter geistiger Auffassungsfähigkeit haben Probleme mit Verneinungen. Dies verschärft sich, wenn die Verneinungen im ironischen Sinn verwendet werden.

"Jedoch kann die doppelte Verneinung auch als bewusstes Stilmittel eingesetzt werden", betont Rickeit.

Wie kompliziert ein Satz in einem Text sein darf, hängt vom Bildungsniveau des Lesers ab. "Viele steigen bei einem Text der Bild-Zeitung aus, da der Stil zu platt ist. Die maximale Verständlichkeit, die durch kurze Hauptsätze erreicht wird, wirkt trivial und langweilt die Leser." Leser der Zeitschrift "Spiegel" seien hingegen an komplexere Sätze gewohnt. Die komplizierteste Sprache sei im Rechtsbereich anzutreffen. "Juristen haben eine Vorliebe dafür", so der Bielefelder Sprachforscher.


  Die Ergebnisse auf Sie umgelegt

Für Ihre Rede oder Ihren Vortrag lautet eine richtige Schlussfolgerung, dass Sie Ihren eigenen Sprachstil beibehalten dürfen.
Vermeiden Sie aber komplizierte Doppelverneinungen und ersetzen Sie Fremdwörter durch deutsche Worte (außer Sie sind sicher, dass alle im Publikum die verwendeten Fremdwörter verstehen).

Den Schachtelsätzen machen Sie ebenfalls radikal den Garaus.


Also dann - halten Sie's kurz und einfach!

Dr. Peter Troy

http://www.topos-online.at




      

 
   


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